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Henri Rousseau Eva im irdischen Paradies 1906 1907 Gemaelde Hamburger Kunsthalle copyright bpk Hamburger Kunsthalle Elke Walford  Henri Rousseau, Eva im irdischen Paradies, 1906/1907, Gemälde, Hamburger Kunsthalle  © bpk/ Hamburger Kunsthalle, Dauerleigabe der Stiftung Hamburger Kunstsammlungen, erworben 1956, Foto: Elke Walford

AVANTGARDE: Henri Rousseau

Henri Rousseau, Eva im irdischen Paradies, 1906/1907, Gemälde, Hamburger Kunsthalle  © bpk/ Hamburger Kunsthalle, Dauerleigabe der Stiftung Hamburger Kunstsammlungen, erworben 1956, Foto: Elke Walford

Henri Rousseau, der als Beamter in einem Pariser Stadtzollbüro arbeitete, war als Künstler Autodidakt. Anfangs noch vom Publikum für seine naiven Bilder belächelt, findet er zu Beginn des 20. Jahrhunderts beim Kreis der Avantgarde-Künstler um Guillaume Apollinaire, Robert Delaunay, Pablo Picasso und Maurice Raynal große Beachtung. Sie fasziniert am Werk des „Zöllners“, dass er sich vom Kanon der klassischen europäischen Kunstgeschichte löst und mit seiner einfachen, reduzierten Malerei mit ihren klar umrissenen Gegenständen und Figuren und den fantastisch-exotischen Motiven eine von allen Konventionen befreite Bildwelt schafft. Zwar bedient sich Rousseau in dem Bild der Hamburger Kunsthalle des bekannten Sündenfall-Motivs, doch verlegt er Eva und die Schlange nicht in einen traditionellen Garten Eden, sondern einen mit Agaven, Palmen und künstlich wirkenden Bäumen bewachsenen Dschungel.

Anders als der Südseereisende Paul Gauguin, kannte Rousseau, der nach eigener Aussage nie weiter gereist war „als bis zu den Treibhäusern des Botanischen Gartens“, den Urwald lediglich aus ethnographischen Zeitschriften mit Fotografien exotischer Tiere und Landschaften. Sie dienten ihm als Vorlagen für seine gemalten Urwaldcollagen, die in ihrer Exotik und Wildnis als eine Reaktion auf die Zwänge westlicher Zivilisation zu sehen sind.

Im Herbst 1906 besuchen Bernhard Hoetger und Paula Modersohn-Becker das Atelier von Henri Rousseau, von dem Hoetger einige Jahre später sogar zwei Werke erwarb. Modersohn-Becker übernahm in der Folgezeit einige stilistische Aspekte in ihre Malerei: Wie bei Eva im irdischen Paradies bilden im Bildnis der Lee Hoetger vor Blumengrund Figur und Landschaft keine natürliche Einheit. Vielmehr scheinen die Figuren jeweils in die Farne und Blumen hineinmontiert, wobei lediglich eine vage Anmutung von Räumlichkeit durch die Überschneidung der Blätter und Blumen entsteht. Der Vergleich zeigt jedoch auch, wie sich die Deutsche in der Idee einer großen, einfachen Figuration treu bleibt, die man bei dem Franzosen nicht findet.

  • Paula Modersohn-Becker, Bildnis Lee Hoetger vor Blumengrund, 1906, Öl auf Leinwand, Museen Böttcherstraße, Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen
  • Fotoaufnahme von Bernhard Hoetgers Pariser Atelier

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